• Erkrankungen

Sehnenscheidenentzündung des 1. Strecksehnenfaches (syn. TVS de Quervain)

Definition

Es handelt sich bei diesem Krankheitsbild um eine Entzündung einer engen Sehnenröhre, die am Unterarm gelegen ist und den Übergang zum daumenseitigen Handgelenk markiert. Am körperfernen Unterarm auf der Handrückenseite spannt sich ein etwa fünf Zentimeter breites Halteband (Retinaculum extensorum) über die Strecksehnen des Handgelenks, des Daumens und der Finger. Unter diesem Halteband finden sich nochmal sechs einzelne „Röhren“, die sogenannten Strecksehnenfächer. Ganz daumenseitig verläuft das sogenannte erste Strecksehnenfach. Darin verlaufen die lange Abspreizersehne und die kurze Daumenstrecksehne. In diesem Strecksehnenfach kann es zu einer Entzündung und damit zu einer Einengung der Sehnen kommen.

Ursachen

Auslösend können Überlastungen der Hand im täglichen Leben oder in der Freizeit sein. Besonders ungewohnte Tätigkeiten werden oft angegeben (Umzug, Gartenarbeit, Sport). Es kann aber auch „aus heiterem Himmel“ zu dieser Form der Sehnenscheidenentzündung kommen.

Erscheinungsbild

Die Patienten verspüren einen ziehenden Schmerz auf der Daumenseite des Handgelenkes, der besonders bei der Abwinkelung des Handgelenkes zur Kleinfingerseite hin auftritt. Auch das herüberführen des Daumens zum Kleinfinger bzw. das Abspreizen des Daumens werden als unterschiedlich schmerzhaft empfunden. Die Symptomatik ist durchaus unterschiedlich, sie erstreckt sich vom ziehenden Schmerz bei Bewegung bis zum quälenden Ruheschmerz.

Diagnostik

Die Diagnose ist recht leicht zu stellen. Auch hier liefert einem die Schilderung des Patienten die ersten Hinweise. Oft ist im Seitenvergleich eine lokale Schwellung zu erkennen. Manchmal bildet sich am Ausgang des Sehnenkanals eine kleine, mit Sehnenflüssigkeit gefüllte „Blase“, ein sogenanntes Sehnenscheidenganglion. Dieses ist dann leicht zu erkennen. Örtlich findet sich ein Druckschmerz und oft ist die geschwollene Sehnenscheide auch zu tasten. Der wichtigste klinische Test ist jedoch der sogenannte Finkelstein-Test. Dabei wird der Patient aufgefordert, den Daumen in die Handfläche zu beugen und mit den Fingern zu umschließen. Dann wird durch den Arzt eine kurze ruckartige Bewegung nach ellenseitig ausgeführt. Dabei wird der Muskelbauch des kurzen Daumenstreckers ins Innere der Sehnenscheide gezogen, wodurch ein teils massiver Schmerz ausgelöst wird. Deshalb sollte der Test nur vorsichtig ausgeführt werden. Durch diesen einfachen klinischen Test kann jedoch die Diagnose absolut zuverlässig gestellt werden. Röntgenuntersuchungen oder eine MRT-Untersuchung sind, wenn nicht noch andere Fragestellungen vorliegen, unnötig. Natürlich kann die Entzündung um die Sehnen auch durch eine Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden.

Therapie

In milden Fällen kann eine Ruhigstellung in einer Orthese und die Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten (z. B. Diclofenac, Ibuprofen o. Ä.) erwogen werden. Auch eine lokale Kortisoninjektion kann sinnvoll sein.

Bei ausgeprägter Symptomatik kann dann aber letztlich nur ein operativer Eingriff sichere, dauerhafte Beschwerdefreiheit bringen. Voraussetzung für jede handchirurgische Operation ist eine sog. Blutleere des betroffenen Armes. Dies wird durch auswickeln des Blutes mit einer Gummibandage erreicht. Am Oberarm wird eine Druckmanschette angelegt, die wie beim Blutdruck messen aufgepumpt wird, sodass kein Blut mehr in den Arm fließen kann. Dies kann durchaus schmerzhaft sein, sodass der Eingriff, je nach Wunsch des Patienten oder der Patientin, in einer kurzen Vollnarkose oder aber in einer örtlichen Betäubung erfolgt.

Am Handgelenk wird über dem körperfernen Unterarm ein kleiner querer Schnitt angelegt. Die quere Schnittführung ist von kosmetischem Vorteil, da die Narbe dann parallel zu den Hautspaltlinien verläuft. Im Unterhautfettgewebe muss der oberflächliche Speichennerv sorgfältig und vorsichtig bei Seite präpariert und geschont werden. Dann wird das Halteband der Strecksehnen über dem ersten Strecksehnenfach längs vollständig durchtrennt. Meist entleert sich dabei reichlich entzündliche Flüssigkeit. Die entzündete Sehnenschleimhaut wird nun vollständig entfernt und die Sehnen voneinander gelöst, da sie häufig durch die Entzündung miteinander verklebt sind. Ein besonderes Augenmerk ist dabei darauf zu legen, beide Sehnen sicher zu identifizieren da die Sehne des kurzen Daumenstreckers häufig in einem separaten Fach innerhalb des Strecksehnenfachs verläuft. Wird dieses übersehen, so bestehen die Beschwerden weiter und machen meist eine zweite Operation erforderlich. Anschließend wird nur die Haut durch eine kosmetische intrakutane, d. h. in der Haut verlaufende Naht verschlossen. Eine Ruhigstellung nach der Operation ist nicht erforderlich, Handtherapie meist auch nicht. Die Beschwerden sind sofort besser und klingen im Rahmen der Wundheilung schnell völlig ab.

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